Montag, 21. September 2015

Ich will nicht nach Berlin!

Zugegeben, ich war schon öfter in Berlin. Aber die Erinnerungen daran sind wie weggeblasen. Ich war dort mal mit meinem Dad zu einem Geburtstag einer seiner Freunde. Ich erinnere mich an eine unglaublich langweilige Busstadttour, Baileys und einen Friedhof, auf dem wir "mitten in der Nacht" waren. Ich erinnere mich nicht mal mehr daran, wie alt ich damals war. Vielleicht 12 oder 13. Möglicherweise auch schon 14.

Dann war ich mal in Berlin mit der Schule. 11. Klasse - Klassenfahrt. Ich erinnere mich daran, dass es im ICE noch ein Raucherabteil gab und es viel geregnet hat. Wir waren am Holocaust-Denkmal, in Regierungsgebäuden und haben eine Bootstour gemacht. Außerdem waren wir im Theater.

Das letzte Mal habe ich mit meiner Schwester Berlin besucht. Ich erinnere mich nicht genau, wie lange wir dort waren. Vielleicht fünf Tage? Wir waren viel Tanzen (und ich meine im Sinne von tagsüber in einer Tanzschule) und waren shoppen. Ich weiß, dass ich damals nirgends mit meiner Bankkarte bezahlen konnte und wir in einer Jugendherberge genächtigt haben, in der morgens um 7 Uhr Bauarbeiten anfingen. Und ich glaube, wir haben Tanz der Vampire als Musical angesehen.

Zusammenfassend sei also gesagt: Ich hatte null Gefühl für diese Stadt, keine Ahnung, was man da so machen kann und ob es da cool ist oder nicht. Ich kenne inzwischen, wie jeder eigentlich, auch ein paar Leute, die da wohnen.

Das Lollapalooza zum Anlass nehmend, dachte ich mir, biste schon da, kannste auch länger bleiben. Jens hat mir sein Bett geliehen, mitten auf der Museumsinsel, also ein optimaler Standort - habe ich mir sagen lassen. Nicht, dass ich irgendeinen Plan hätte :) Ich war dann also doch in Berlin, von Freitag bis Dienstag. Es war wild und es war laut. Es war sehr ereignisreich und anders als sonst.

Freitagabend kam ich an, mit dem Bus am Alex. Treffpunkt mit Jens: Weltzeituhr. Gott sei Dank ist Google mein Freund und GPS auch. So peinlich das klingt, aber ohne das hätte ich mich wahrscheinlich sofort verlaufen. So habe ich die Weltzeituhr und Jens aber recht zügig gefunden und dachte mir: Geil, erste Hürde gemeistert. Nach einem kleinen Stopp bei Jens ging es nach einer Flasche Wein und mit Pia in die Firebar (Ich dachte erst: Feierbar). Ne kleine Kneipe mit allerlei gemischtem Publikum (wie überall in Berlin, habe ich gemerkt), sehr sehr günstigen Drinks (ein Moscow Mule und 6 Schnaps für 14,50!) und verrückten Leuten. Wir blieben bis um 5? Wer weiß das schon. Es war lustig und hat Spaß gemacht und am Ende haben wir alle überall getanzt. Auf dem Rückweg hat Jens mir erste Einblicke ins Sightseeing-touristische Berlin gegeben, ich erinnere mich an keinerlei Details.

Samstag: Lollapalooza. Das letzte Festival des Jahres für mich. Ich habe mit vorher das gesamte Line-Up angehört und hatte entsprechend viele Bands auf meiner Liste, die ich gerne gesehen hätte. Aber so pünktlich haben wir es dann halt doch nicht geschafft. Ausschlafen, Lesen, Frühstücken. Und irgendwann gemütlich los. Vor Ort die anderen treffen. Sagt man Geschäftsfreunde? Irgendwie sowas, jedenfalls traumhafte Menschen. Es gibt Bier und eine erste Runde übers Gelände, bis jeder seines Weges geht. Meienr führt zu Dogblood und Fat Boy Slim. Fein abtanzen und feinste elektronische Musik genießen. Warum Fat Boy Slim auf so einer Minibühne auflegt, habe ich nicht verstanden. Es tat dem Erlebnis ab nichts ab. Wiedergetroffen hat man sich dann später wieder im VIP Außenbereich, alle mit mehr oder weniger dem gleichen Pegel oder der starken Tendenz dazu. Auch hier löst sich die Gruppe dann in mehrere Veranstaltungen auf. Die einen treibt es ins Berghain, die nächsten privat weiter. Wir bleiben standhaft und geben uns die lahmste Aftershow Party des Jahres. Spaß hat es trotzdem gemacht, auch wenn es keine Kurzen gab. Gegen 4 Uhr (Zeitangaben sind gefühlt) geht es nach Hause, ich schaffe noch eine Weißweinschorle und verziehe mich dann ohne tschüss zu sagen ins Bett. Das ist der einzige sichere Weg, Schlaf zu bekommen.

Als ich am Sonntagmorgen aufwache, frage ich mich, ob ich den Lärm in der Nacht und die Stimmen nur geträumt habe. Ist aber nicht so. Jens ist immer noch wach, Pia wieder da. Sie sitzen um 11 Uhr bei einer Flasche Wein auf dem Sofa und ich merke, wie zwei Welten aufeinanderprallen. Bei einem Kaffee versuche ich mich, deren Welt anzunähern und sehe es als erfolgslos ein. Macht aber auch nichts, denn zumindest heute will ich einigermaßen die Bands sehen, die ich mir gemerkt habe. Und direkt um 14 Uhr spielen Brand New. Seit Degausser wollte ich sie live und in Farbe sehen und nun habe ich es mal geschafft. Die Sonne scheint, die Stimmung ist super und ich bin inzwischen ein großes Mädchen und habe kein Problem damit, alleine unterwegs zu sein. Nach einem ersten großartigen Brand New geht es zu (ich muss mir die App zur Hilfe holen) Run the Jewels. Die Stimmung ist ausgelassen und die Leute feierwütig. Ist ja auch schon 15.00 Uhr (echte Zeit). Ich traue mich nach einem Burger an ein erstes Alster und merke, dass es mir danach schon deutlich besser geht. Ins Getümmel stürze ich mich dennoch nicht. Ich traue mir noch nicht über den Weg.
My Morning Jacket ist meine Musikentdeckung des Wochenendes, das Konzert herrlich und bestens. Anhören, Freunde! Danach soll es zu den Crystal Fighters gehen. Dort treffe ich auf Jan, der mich kurzerhand mitnimmt und in die bestehende Gruppe integriert. Zusammen Konzerte gucken ist halt doch schöner. Wenn dann Konzert wäre. Die Crystal Fighters haben leider deutlich Verspätung, also beschließen wir direkt zu den Beatsteaks zu gehen, damit wir noch entspannt nach vorne können. Dort enden dann nur Jan und ich, der Rest hat es sich anders überlegt. Eine Stunde singen und hüpfen und Mädchenpogen wir uns die Seele aus dem Leib und hinterher bin ich komplett nassgeschwitzt. Geiles Ding! Die Beatsteaks gehen live einfach immer.
Danach trafen wir die restliche Reisegruppe wieder, schön verschwitzte Umarmungen, geil. Fast einstimmig beschließen wir im Anschluss ne gute Runde zu Seeed abzudäncen. Außer mir hat sie auch schon jeder gesehen. Ich freue mich umso mehr und tanze wild und ausgelassen. Was ein Ding! Gefällt mir ausgesprochen gut.
Im Anschluss trennen sich die Wege recht schnell. Die meisten ziehen zu Muse, ich brenne auf Tame Impala. Vorher erst entdeckt (danke Lars), habe ich mich direkt in deren Musik verliebt. Ich glaube sie sind überall ein großes Ereignis, außer im zurückgebliebenen Europa ;) Ich habe Gänsehaut, als ich sie sehe und genieße das Konzert in vollen Zügen. Nebenbei sammel ich Pfandbecher (kein Witz!), denn ich habe noch 15 Pfandmarken und kein Geld mehr auf dem Chip. Nach 9 Bechern kann ich mir ein leckeres Abendessen leisten und habe noch 2 Euro Guthaben. Yippieh :)

Gegen Mitternacht bin ich wieder zuhause, erschöpft und ausgelaugt und voller Glückshormone. Jens und Pia sind inzwischen verkatert und hängen auf dem Sofa rum, während ich den direkten Weg in die Träume nehme. Der Montag will gut genutzt sein, Berlin ist groß und bunt und hat viel zu bieten, sagen sie immer alle. Letztlich ziehen wir aber erst am Nachmittag im Regen los. Vorher schönster Sonnenschein und MIttagessen, bei Grau gehts dann zwei Stunden durch die Stadt. Hier sind wir unter den Linden, dort ist das Brandenburger Tor. Ich hab Bock auf so Tourikram und habe mir gewünscht das zu machen. Aber wirklich spannend ist es eigentlich nicht. Jens weiß zu allen möglichen Sachen jede Menge. Ich kann mir aber trotzdem nicht super viel merken. Am Montagabend gibt es Pizza und Sofa und Film und es geht zeitig ins Bett. Der Dienstag will gut genutzt sein! Diesmal auch wirklich. Ich stehe früh auf, zu früh, und kriege kaum ein Wort aus dem Mund. Die Sonne scheint, der Himmel ist blau und wolkenlos. Zu Fuß marschiere ich Richtung East Side Gallery. Vermutlich war ich hier schon mal. Ich bin einerseits beeindruckt, andererseits verstehe ich es nicht, warum so viele Menschen diese doch ziemlich großartigen Kunstwerke an einem so bedeutsamen Ort mit Namen und dummen Sprüchen oder Penis-Bildern vollkritzeln. WTF? Ich denke darüber nach, ob mich mein Name an der Mauer weiterbringt, entscheide mich dagegen. Es geht zurück zum Alex, ich dachte eigentlich bei dem schönen Wetter über einen Ausflug nach oben auf den Fernsehturm. 13 Euro Eintritt und 30 Minuten Wartezeit schrecken mich ab. Wahrscheinlich ist das wenig, mir aber zu dumm. Ich verziehe mich auf/in die Hackeschen Höfe und erfreue mich an den schönen Läden, in denen ich meine nicht-vorhandenen Reichtümer ausgeben kann. Ich überlege eine halbe Stunde, wie ich den Feinkost-Laden am besten überfallen kann und dabei möglichst viele Leckereien mitbekommen und lasse es dann doch sein.

Zum Lunch treffe ich mich mit Julia, wir quatschen schnell und wild und viel durcheinander, bevor es zu flux fm geht. Dort wartet José Gonzales auf uns. Dachterasse, 80 Menschen, man könnte es schon Privatkonzert nennen. Ein bisschen Glück hat jeder mal verdient, auch ich - und so kam es, dass ich diese wunderbare Konzerteinladung gewonnen habe und wir dem wunderschönen Schweden eine Stunde lang kostenlos und in nächster Nähe lauschen können. Der ganze Spaß wird im Radio übertragen und wir fühlen uns irgendwie ein bisschen beobachtet. Dennoch hat die ganze Szene unglaublich viel Charme und ist schön.

Für mich geht es direkt danach wieder zu Jens, flott meine Sachen zusammensuchen und dann richtung Bahnhof Zoo. Mein Bus fährt um 18 Uhr wieder nach Hamburg und ich bin nach den Tagen auch durchaus froh, wieder in die schönste Stadt der Welt und nach Hause zu kommen.

Mein Fazit, Freunde. Berlin ist nicht ohne. Ich hab ja auch nur ein bisschen gesehen und mit etwas Glück kann ich mich in ein paar Jahren auch noch an alles erinnern. Immer wieder sagen mir Leute, dass sie denken, dass ich nicht nach Berlin passe. Aber vielleicht passt Berlin auch nicht zu mir? Wie auch immer, ich finde die Stadt ganz cool. Why not? Ich hatte viel Spaß und habe viel erlebt und bin mir ziemlich sicher, dass ich mich dort ganz gut machen würde. Das liegt aber vielleicht auch an mir, und nicht an der Stadt ;)
Jetzt will ich jedenfalls erstmal weiter in Hamburg sein, meine Liebe. Denn Hamburg ist wirklich die schönste Stadt der Welt, jedenfalls für mich und jetzt. Da kann Berlin nicht mithalten. Ich komme gerne wieder, auf Besuch und Schnaps.

Freitag, 4. September 2015

Seltsam, im Nebel zu wandern!

Leben ist Einsamsein. Kein Mensch kennt den andern, Jeder ist allein.
(Hermann Hesse)

Was ein Tag. Er endet, wie er begonnen hat. Nur, dass nun ein Tag um ist. Er bestand aus kämpfen,  gegen mich selbst, hauptsächlich.  Im Morgen bei Regen aufgestanden und das Zelt abgebaut, weil ich so ungeduldig war,  nicht warten konnte auf die Sonne, die kurze Zeit später rauskam. (Pause, um die Sicherungen des Zeltes zu kontrollieren. Gefühlt fliegt mir gleich alles um die Ohren).
Ich also los, Skåneleden, yay. Wandern!  Hab ich noch nie länger als ein paar Stunden vorher, aber wird schon. Von Trelleborg nach Malmö,  um Ulrika dort zu treffen.  So war der grobe Plan.  Zeit: Bis Freitagnachmittag, also knappe vier Tage.  Sollte machbar sein, auch mit ein bisschen Gepäck auf dem Rücken (das ich übrigens vor meiner Abreise drei Mal umgepackt und jedes Mal noch mehr verringert habe). (Nächste Pause um draußen zu lauschen,  fuck, bin ich ein Schisser)
Jedenfalls ging es los, anfangs noch mit GPS und Internet,  bis ich den Farben am Wegrand endgültiges Vertrauen geschenkt habe. Und dann ging es 27 km über Felder.
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Gähn.
Es gibt für mich ja nichts Langweiligeres.  Die Sonne im Rücken bin ich morgens um 9 los, um 14 Uhr diesen Teil aufzugeben  und meine Route zu ändern. Meine Füße voller Blasen (überraschend) ab in den Zug nach Malmö,  in die nächste Tourist Info und ne neuen Plan aufstellen.  Nach dem Wetter hätte ich mal fragen sollen.
(Es rauscht und windet nur, regnet aber (noch) nicht (mehr).)
Von dort aus nach Kävlinge und mit dem Bus nach ichweißnichtwohinirgendwasmithamnamende (Nachtrag: Barsebäckhamn). Willkommen zurück am Wasser.  Ich bin höchst zufrieden mit mir und der Planänderung und laufe um 17.30 trotz geplagerter Füße und Müdigkeit motiviert los. Yiha!
Die Idee: wild Campen,  wie man das hier ja so schön und kostengünstig machen kann. Bis dahin mein  Gedanke: macht ja auch keinen Unterschied,  ob ich mit meinem Zelt auf ner Wiese oder ner Wiese auf m Camping Platz stehe.  Diesen Gedanken revidierte ich ca. eine Stunde später, als ich mein Zelt hektisch  von der Wiese mitten im nirgendwo wieder abbaue,  um doch auf einen Campingplatz zu fliehen. Der hat zumindest ne Dusche,  unter der ich mich im Zweifel die ganz Nacht verstecken kann.
(Immer mehr Wind.)
In eben dieser Dusche trocknen nun meine Klamotten,  die beim aufkommenden  und sich ergießenden Sturm nass geworden sind.  Toll, so ein Campingplatz.  Die Bäume rauschen, ich kann das Meer hören und habe tierisch Schiss, weil ich gar nicht mal so cool bin, wie ich gerne wäre.

Ich rege mich heute viel über mich selbst auf und versuche nun zu schlafen. 21.35 Uhr.  Over and out. 

Nachteag:
10 Tage Schweden und Dänemark.Nachdem ich das Wandern recht zeitig abgebrochen habe (hätte ich mich mal vorher informiert, wäre mir klar gewesen, dass es mir auf dieser Strecke nicht so gut gefällt, wie ich dachte, und würde mein Gehirn richtig arbeiten, wäre ich von alleine drauf gekommen, dass es am Meer nunmal windet), habe ich mich mit Ulrika in Lund geroffen. Wir waren in Malmö, Baden, Burger essen und auf einem Konzert. Ach ja: Every where you go, always take the weather with you. Es hat geregnet.
Danach ging es nach Dänemark, auf einen kurzen Kaffee mit Malin im Bahnhof, um dann direkt weiterzuziehen, nämlich mit Lars, Boffi und Domi ins Sommerhaus südlich von Horsens. Das waren mit Abstand die entspanntesten Tage des Jahres. Schlafen, Essen, Lesen, Nichtstun, Wer bin ich? und wieder von vorne. Wein gabs auch. ;) Danke, von Herzen. You made my vacation. Und ins Herz geschlossen hab ich euch allemal. 

Früher als gedacht zurück in Hamburg, setze ich fort, was fortgesetzt werden muss: Malen, Lesen, Musikhören. Entspannen. (Putzen, einkaufen, Wäsche waschen, kochen. Ich muss mich wieder selbst um mich kümmern.)

Nach dem Urlaub ist vor dem Urlaub: Der nächste Trip startet am Freitag, ab nach Berlin. Lollapalooza, Sightseeing und Jens. Das kann was werden!