Montag, 21. September 2015

Ich will nicht nach Berlin!

Zugegeben, ich war schon öfter in Berlin. Aber die Erinnerungen daran sind wie weggeblasen. Ich war dort mal mit meinem Dad zu einem Geburtstag einer seiner Freunde. Ich erinnere mich an eine unglaublich langweilige Busstadttour, Baileys und einen Friedhof, auf dem wir "mitten in der Nacht" waren. Ich erinnere mich nicht mal mehr daran, wie alt ich damals war. Vielleicht 12 oder 13. Möglicherweise auch schon 14.

Dann war ich mal in Berlin mit der Schule. 11. Klasse - Klassenfahrt. Ich erinnere mich daran, dass es im ICE noch ein Raucherabteil gab und es viel geregnet hat. Wir waren am Holocaust-Denkmal, in Regierungsgebäuden und haben eine Bootstour gemacht. Außerdem waren wir im Theater.

Das letzte Mal habe ich mit meiner Schwester Berlin besucht. Ich erinnere mich nicht genau, wie lange wir dort waren. Vielleicht fünf Tage? Wir waren viel Tanzen (und ich meine im Sinne von tagsüber in einer Tanzschule) und waren shoppen. Ich weiß, dass ich damals nirgends mit meiner Bankkarte bezahlen konnte und wir in einer Jugendherberge genächtigt haben, in der morgens um 7 Uhr Bauarbeiten anfingen. Und ich glaube, wir haben Tanz der Vampire als Musical angesehen.

Zusammenfassend sei also gesagt: Ich hatte null Gefühl für diese Stadt, keine Ahnung, was man da so machen kann und ob es da cool ist oder nicht. Ich kenne inzwischen, wie jeder eigentlich, auch ein paar Leute, die da wohnen.

Das Lollapalooza zum Anlass nehmend, dachte ich mir, biste schon da, kannste auch länger bleiben. Jens hat mir sein Bett geliehen, mitten auf der Museumsinsel, also ein optimaler Standort - habe ich mir sagen lassen. Nicht, dass ich irgendeinen Plan hätte :) Ich war dann also doch in Berlin, von Freitag bis Dienstag. Es war wild und es war laut. Es war sehr ereignisreich und anders als sonst.

Freitagabend kam ich an, mit dem Bus am Alex. Treffpunkt mit Jens: Weltzeituhr. Gott sei Dank ist Google mein Freund und GPS auch. So peinlich das klingt, aber ohne das hätte ich mich wahrscheinlich sofort verlaufen. So habe ich die Weltzeituhr und Jens aber recht zügig gefunden und dachte mir: Geil, erste Hürde gemeistert. Nach einem kleinen Stopp bei Jens ging es nach einer Flasche Wein und mit Pia in die Firebar (Ich dachte erst: Feierbar). Ne kleine Kneipe mit allerlei gemischtem Publikum (wie überall in Berlin, habe ich gemerkt), sehr sehr günstigen Drinks (ein Moscow Mule und 6 Schnaps für 14,50!) und verrückten Leuten. Wir blieben bis um 5? Wer weiß das schon. Es war lustig und hat Spaß gemacht und am Ende haben wir alle überall getanzt. Auf dem Rückweg hat Jens mir erste Einblicke ins Sightseeing-touristische Berlin gegeben, ich erinnere mich an keinerlei Details.

Samstag: Lollapalooza. Das letzte Festival des Jahres für mich. Ich habe mit vorher das gesamte Line-Up angehört und hatte entsprechend viele Bands auf meiner Liste, die ich gerne gesehen hätte. Aber so pünktlich haben wir es dann halt doch nicht geschafft. Ausschlafen, Lesen, Frühstücken. Und irgendwann gemütlich los. Vor Ort die anderen treffen. Sagt man Geschäftsfreunde? Irgendwie sowas, jedenfalls traumhafte Menschen. Es gibt Bier und eine erste Runde übers Gelände, bis jeder seines Weges geht. Meienr führt zu Dogblood und Fat Boy Slim. Fein abtanzen und feinste elektronische Musik genießen. Warum Fat Boy Slim auf so einer Minibühne auflegt, habe ich nicht verstanden. Es tat dem Erlebnis ab nichts ab. Wiedergetroffen hat man sich dann später wieder im VIP Außenbereich, alle mit mehr oder weniger dem gleichen Pegel oder der starken Tendenz dazu. Auch hier löst sich die Gruppe dann in mehrere Veranstaltungen auf. Die einen treibt es ins Berghain, die nächsten privat weiter. Wir bleiben standhaft und geben uns die lahmste Aftershow Party des Jahres. Spaß hat es trotzdem gemacht, auch wenn es keine Kurzen gab. Gegen 4 Uhr (Zeitangaben sind gefühlt) geht es nach Hause, ich schaffe noch eine Weißweinschorle und verziehe mich dann ohne tschüss zu sagen ins Bett. Das ist der einzige sichere Weg, Schlaf zu bekommen.

Als ich am Sonntagmorgen aufwache, frage ich mich, ob ich den Lärm in der Nacht und die Stimmen nur geträumt habe. Ist aber nicht so. Jens ist immer noch wach, Pia wieder da. Sie sitzen um 11 Uhr bei einer Flasche Wein auf dem Sofa und ich merke, wie zwei Welten aufeinanderprallen. Bei einem Kaffee versuche ich mich, deren Welt anzunähern und sehe es als erfolgslos ein. Macht aber auch nichts, denn zumindest heute will ich einigermaßen die Bands sehen, die ich mir gemerkt habe. Und direkt um 14 Uhr spielen Brand New. Seit Degausser wollte ich sie live und in Farbe sehen und nun habe ich es mal geschafft. Die Sonne scheint, die Stimmung ist super und ich bin inzwischen ein großes Mädchen und habe kein Problem damit, alleine unterwegs zu sein. Nach einem ersten großartigen Brand New geht es zu (ich muss mir die App zur Hilfe holen) Run the Jewels. Die Stimmung ist ausgelassen und die Leute feierwütig. Ist ja auch schon 15.00 Uhr (echte Zeit). Ich traue mich nach einem Burger an ein erstes Alster und merke, dass es mir danach schon deutlich besser geht. Ins Getümmel stürze ich mich dennoch nicht. Ich traue mir noch nicht über den Weg.
My Morning Jacket ist meine Musikentdeckung des Wochenendes, das Konzert herrlich und bestens. Anhören, Freunde! Danach soll es zu den Crystal Fighters gehen. Dort treffe ich auf Jan, der mich kurzerhand mitnimmt und in die bestehende Gruppe integriert. Zusammen Konzerte gucken ist halt doch schöner. Wenn dann Konzert wäre. Die Crystal Fighters haben leider deutlich Verspätung, also beschließen wir direkt zu den Beatsteaks zu gehen, damit wir noch entspannt nach vorne können. Dort enden dann nur Jan und ich, der Rest hat es sich anders überlegt. Eine Stunde singen und hüpfen und Mädchenpogen wir uns die Seele aus dem Leib und hinterher bin ich komplett nassgeschwitzt. Geiles Ding! Die Beatsteaks gehen live einfach immer.
Danach trafen wir die restliche Reisegruppe wieder, schön verschwitzte Umarmungen, geil. Fast einstimmig beschließen wir im Anschluss ne gute Runde zu Seeed abzudäncen. Außer mir hat sie auch schon jeder gesehen. Ich freue mich umso mehr und tanze wild und ausgelassen. Was ein Ding! Gefällt mir ausgesprochen gut.
Im Anschluss trennen sich die Wege recht schnell. Die meisten ziehen zu Muse, ich brenne auf Tame Impala. Vorher erst entdeckt (danke Lars), habe ich mich direkt in deren Musik verliebt. Ich glaube sie sind überall ein großes Ereignis, außer im zurückgebliebenen Europa ;) Ich habe Gänsehaut, als ich sie sehe und genieße das Konzert in vollen Zügen. Nebenbei sammel ich Pfandbecher (kein Witz!), denn ich habe noch 15 Pfandmarken und kein Geld mehr auf dem Chip. Nach 9 Bechern kann ich mir ein leckeres Abendessen leisten und habe noch 2 Euro Guthaben. Yippieh :)

Gegen Mitternacht bin ich wieder zuhause, erschöpft und ausgelaugt und voller Glückshormone. Jens und Pia sind inzwischen verkatert und hängen auf dem Sofa rum, während ich den direkten Weg in die Träume nehme. Der Montag will gut genutzt sein, Berlin ist groß und bunt und hat viel zu bieten, sagen sie immer alle. Letztlich ziehen wir aber erst am Nachmittag im Regen los. Vorher schönster Sonnenschein und MIttagessen, bei Grau gehts dann zwei Stunden durch die Stadt. Hier sind wir unter den Linden, dort ist das Brandenburger Tor. Ich hab Bock auf so Tourikram und habe mir gewünscht das zu machen. Aber wirklich spannend ist es eigentlich nicht. Jens weiß zu allen möglichen Sachen jede Menge. Ich kann mir aber trotzdem nicht super viel merken. Am Montagabend gibt es Pizza und Sofa und Film und es geht zeitig ins Bett. Der Dienstag will gut genutzt sein! Diesmal auch wirklich. Ich stehe früh auf, zu früh, und kriege kaum ein Wort aus dem Mund. Die Sonne scheint, der Himmel ist blau und wolkenlos. Zu Fuß marschiere ich Richtung East Side Gallery. Vermutlich war ich hier schon mal. Ich bin einerseits beeindruckt, andererseits verstehe ich es nicht, warum so viele Menschen diese doch ziemlich großartigen Kunstwerke an einem so bedeutsamen Ort mit Namen und dummen Sprüchen oder Penis-Bildern vollkritzeln. WTF? Ich denke darüber nach, ob mich mein Name an der Mauer weiterbringt, entscheide mich dagegen. Es geht zurück zum Alex, ich dachte eigentlich bei dem schönen Wetter über einen Ausflug nach oben auf den Fernsehturm. 13 Euro Eintritt und 30 Minuten Wartezeit schrecken mich ab. Wahrscheinlich ist das wenig, mir aber zu dumm. Ich verziehe mich auf/in die Hackeschen Höfe und erfreue mich an den schönen Läden, in denen ich meine nicht-vorhandenen Reichtümer ausgeben kann. Ich überlege eine halbe Stunde, wie ich den Feinkost-Laden am besten überfallen kann und dabei möglichst viele Leckereien mitbekommen und lasse es dann doch sein.

Zum Lunch treffe ich mich mit Julia, wir quatschen schnell und wild und viel durcheinander, bevor es zu flux fm geht. Dort wartet José Gonzales auf uns. Dachterasse, 80 Menschen, man könnte es schon Privatkonzert nennen. Ein bisschen Glück hat jeder mal verdient, auch ich - und so kam es, dass ich diese wunderbare Konzerteinladung gewonnen habe und wir dem wunderschönen Schweden eine Stunde lang kostenlos und in nächster Nähe lauschen können. Der ganze Spaß wird im Radio übertragen und wir fühlen uns irgendwie ein bisschen beobachtet. Dennoch hat die ganze Szene unglaublich viel Charme und ist schön.

Für mich geht es direkt danach wieder zu Jens, flott meine Sachen zusammensuchen und dann richtung Bahnhof Zoo. Mein Bus fährt um 18 Uhr wieder nach Hamburg und ich bin nach den Tagen auch durchaus froh, wieder in die schönste Stadt der Welt und nach Hause zu kommen.

Mein Fazit, Freunde. Berlin ist nicht ohne. Ich hab ja auch nur ein bisschen gesehen und mit etwas Glück kann ich mich in ein paar Jahren auch noch an alles erinnern. Immer wieder sagen mir Leute, dass sie denken, dass ich nicht nach Berlin passe. Aber vielleicht passt Berlin auch nicht zu mir? Wie auch immer, ich finde die Stadt ganz cool. Why not? Ich hatte viel Spaß und habe viel erlebt und bin mir ziemlich sicher, dass ich mich dort ganz gut machen würde. Das liegt aber vielleicht auch an mir, und nicht an der Stadt ;)
Jetzt will ich jedenfalls erstmal weiter in Hamburg sein, meine Liebe. Denn Hamburg ist wirklich die schönste Stadt der Welt, jedenfalls für mich und jetzt. Da kann Berlin nicht mithalten. Ich komme gerne wieder, auf Besuch und Schnaps.

Freitag, 4. September 2015

Seltsam, im Nebel zu wandern!

Leben ist Einsamsein. Kein Mensch kennt den andern, Jeder ist allein.
(Hermann Hesse)

Was ein Tag. Er endet, wie er begonnen hat. Nur, dass nun ein Tag um ist. Er bestand aus kämpfen,  gegen mich selbst, hauptsächlich.  Im Morgen bei Regen aufgestanden und das Zelt abgebaut, weil ich so ungeduldig war,  nicht warten konnte auf die Sonne, die kurze Zeit später rauskam. (Pause, um die Sicherungen des Zeltes zu kontrollieren. Gefühlt fliegt mir gleich alles um die Ohren).
Ich also los, Skåneleden, yay. Wandern!  Hab ich noch nie länger als ein paar Stunden vorher, aber wird schon. Von Trelleborg nach Malmö,  um Ulrika dort zu treffen.  So war der grobe Plan.  Zeit: Bis Freitagnachmittag, also knappe vier Tage.  Sollte machbar sein, auch mit ein bisschen Gepäck auf dem Rücken (das ich übrigens vor meiner Abreise drei Mal umgepackt und jedes Mal noch mehr verringert habe). (Nächste Pause um draußen zu lauschen,  fuck, bin ich ein Schisser)
Jedenfalls ging es los, anfangs noch mit GPS und Internet,  bis ich den Farben am Wegrand endgültiges Vertrauen geschenkt habe. Und dann ging es 27 km über Felder.
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Gähn.
Es gibt für mich ja nichts Langweiligeres.  Die Sonne im Rücken bin ich morgens um 9 los, um 14 Uhr diesen Teil aufzugeben  und meine Route zu ändern. Meine Füße voller Blasen (überraschend) ab in den Zug nach Malmö,  in die nächste Tourist Info und ne neuen Plan aufstellen.  Nach dem Wetter hätte ich mal fragen sollen.
(Es rauscht und windet nur, regnet aber (noch) nicht (mehr).)
Von dort aus nach Kävlinge und mit dem Bus nach ichweißnichtwohinirgendwasmithamnamende (Nachtrag: Barsebäckhamn). Willkommen zurück am Wasser.  Ich bin höchst zufrieden mit mir und der Planänderung und laufe um 17.30 trotz geplagerter Füße und Müdigkeit motiviert los. Yiha!
Die Idee: wild Campen,  wie man das hier ja so schön und kostengünstig machen kann. Bis dahin mein  Gedanke: macht ja auch keinen Unterschied,  ob ich mit meinem Zelt auf ner Wiese oder ner Wiese auf m Camping Platz stehe.  Diesen Gedanken revidierte ich ca. eine Stunde später, als ich mein Zelt hektisch  von der Wiese mitten im nirgendwo wieder abbaue,  um doch auf einen Campingplatz zu fliehen. Der hat zumindest ne Dusche,  unter der ich mich im Zweifel die ganz Nacht verstecken kann.
(Immer mehr Wind.)
In eben dieser Dusche trocknen nun meine Klamotten,  die beim aufkommenden  und sich ergießenden Sturm nass geworden sind.  Toll, so ein Campingplatz.  Die Bäume rauschen, ich kann das Meer hören und habe tierisch Schiss, weil ich gar nicht mal so cool bin, wie ich gerne wäre.

Ich rege mich heute viel über mich selbst auf und versuche nun zu schlafen. 21.35 Uhr.  Over and out. 

Nachteag:
10 Tage Schweden und Dänemark.Nachdem ich das Wandern recht zeitig abgebrochen habe (hätte ich mich mal vorher informiert, wäre mir klar gewesen, dass es mir auf dieser Strecke nicht so gut gefällt, wie ich dachte, und würde mein Gehirn richtig arbeiten, wäre ich von alleine drauf gekommen, dass es am Meer nunmal windet), habe ich mich mit Ulrika in Lund geroffen. Wir waren in Malmö, Baden, Burger essen und auf einem Konzert. Ach ja: Every where you go, always take the weather with you. Es hat geregnet.
Danach ging es nach Dänemark, auf einen kurzen Kaffee mit Malin im Bahnhof, um dann direkt weiterzuziehen, nämlich mit Lars, Boffi und Domi ins Sommerhaus südlich von Horsens. Das waren mit Abstand die entspanntesten Tage des Jahres. Schlafen, Essen, Lesen, Nichtstun, Wer bin ich? und wieder von vorne. Wein gabs auch. ;) Danke, von Herzen. You made my vacation. Und ins Herz geschlossen hab ich euch allemal. 

Früher als gedacht zurück in Hamburg, setze ich fort, was fortgesetzt werden muss: Malen, Lesen, Musikhören. Entspannen. (Putzen, einkaufen, Wäsche waschen, kochen. Ich muss mich wieder selbst um mich kümmern.)

Nach dem Urlaub ist vor dem Urlaub: Der nächste Trip startet am Freitag, ab nach Berlin. Lollapalooza, Sightseeing und Jens. Das kann was werden!














Samstag, 15. August 2015

Summer Time

....and the living is easy!

Freizeit! Urlaub! Yiha! Nach einer anstrengenden Festivalsaison ist nun endlich wieder entspannen angesagt. Die letzten Monate, Wochen und Tage waren lang, anstrengend und erlebnisreich.

Die Saison hat mit einem Betriebsausflug zu Rock am Ring begonnen. Neues Gelände, Anfangschaos vom allerfeinsten. Nach viel Verwirrung und etlichen Stunden der Anfahrt, haben wir das Festival feuchtfröhlich genossen. Die erste Runde Flunkyball des Jahres, das erste Wiedersehen mit den anderen Festivalverrückten und tatsächlich nur ein einiziges Konzert angeguckt, die toten Hosen, meine besten. Neue Leute kennengelernt, alte Freunde wieder getroffen. Den ersten Hardcoresonnenbrand eingefangen, weil wir uns für die letzten zwei Stunden einfach nicht mehr eingecremt haben. Glückwunsch! Die Rückfahrt war ereignislos, da von Schlafmangel geprägt.

Fleißiger ging es beim Hurricane Festival zu, bei dem ich im Rahmen des Lotsenprojekts mitwirken durfte und 650 weitere Festivalverrückte um mich hatte und betreuen durfte. eine Woche, zwei bis drei Stunden Schlaf die Nacht, die ersten Pfeffi des Jahres. Neue Freunde kennen gelernt und wieder richtig Bock auf Festival bekommen!

Vollkommen unausgeruht ging es in die letzten Vorbereitungen für das DEICHBRAND Festival, in das ich mal wieder mit aller Leidenschaft all meine Energie gesteckt habe. Endlich war das Ereignis da, auf das ich das letzte Jahr hingearbeitet hab. Alles reibungslos geklappt, zur Abwechslung dank tatkräftiger Unterstützung vor Ort auch mal verhältnismäßig entspannt. Noch kürzere Nächte, noch mehr tolle Menschen. Mein Herz!  Überdurchschnittliche Freude auf Grund all dieser schönen Menschen.

Die Wochen danach ging es weiter wild zu. Es ist auch nach dem Festival so viel zu tun, Ein Festival will abgebaut und alles aufgeräumt sein, Rechnungen müssen geschrieben werden, die Nachbereitung begrenzt sich längst nicht mehr auf ein paar Tage.
Dennoch braucht man Auszeiten.

Die erste Auszeit gab es mit Mutti, direkt in Cuxhaven und auch noch zwei Tage in Hamburg. Ein vierstündiger Wattspaziergang hat die Füße auf Hochtouren gebracht. In Hamburg ging es aktiv weiter, ein bisschen Touriprogramm hier und da, Elbstrand, Planten und Blomen, Landungsbrücken, viel Essen gehen und Essen kochen.

Die zweite Auszeit gab es bei der Nature One. AufdieFresseTechno. <3 Gott war das schön, mal was anderes, neues, spannendes zu sehen! Musikalisch ist das jetzt ja auch nicht so fernab meines Geschmacks. Supertolles Gelände, verrückte Leute, geile Stimmung. Schönes schönes Festival! Wir waren nur eine Nacht da, getanzt wurde zu Robin Schulz, ansonsten haben wir eher geguckt.
Die Rückfahrt ins Hotel mit dem Taxi war ein Höllentrip. Ich kann von Glück sagen, dass ich noch lebe. Drei Bambis hätten beinahe auch nicht überlebt. Unser Taxifahrer war nett und lieb, und so aufgeregt, dass wir aus Hamburg kommen, so dass er mit 120 die sehr sehr kurvige Landstraße gefahren ist, unsere Hinweise auf eine gewünschte langsamere Fahrweise ignoriert hat und spontan auch  keine Ahnung hatte, wo er uns eigentlich hinfuhr. Die Fahrt dauerte fast eine Stunde und ich habe mir vor lauter Angst die ganze Fahrt lang auf meinen Zeigefinger gebissen.
Samstagmittag ging es zurück gen Norden mit einer angenehmen Autofahrt an der Mosel entlang. Das fühlte sich wie Urlaub an!

Nur eine Woche später folgte die dritte Auszeit: Mein Lieblingsfestival, das SonneMondSterne. Nirgends gefällt es mir besser und bin ich festivalglücklicher. Das VIP-Camp lag direkt am See und eine Minute Fußweg ins Wasser haben wir mehrmals täglich bei hochsommerlichen Temperaturen gemeistert. Getanzt wurde jede Nacht, mit und ohne Schuhe, bis morgens um 5. So viele tolle DJs, so tolle Musik, beste Stimmung, ich kann jetzt noch nicht aufhören zu grinsen, wenn ich daran denke. Wunderschönst. Die Sonne, der Strand, der See. Die Menschen, das Tanzen, die Musik. Wunderschönst.Geht hin da!

Die nächste riesengroße echte Urlaubsauszeit gibt es baldigst, ab dem 24. August. Geliebtes Schweden, ich komme wieder. Es geht von Hamburg nach Rostock und dann mit der Fähre nach Trelleborg. Was dann pasiert, weiß nur der Wind. Zwischendurch treffe ich irgendwann auf meine schwedische Mitbewohnerin Ulrika, die ich seit Januar 2014 nicht mehr gesehen habe. Ich freue mich ganz außerordentlich. Bewaffnet mit Rucksack und Zelt geht es irgendwo hin, wo es schön ist, wo Wasser ist, wo Luft ist.

Raus raus raus, die Welt entdecken.

Samstag, 16. Mai 2015

Im Ländle

Über Ostern war ich mal wieder "zu Hause". Nachdem ich diese letzten zwei Worte geschrieben habe, habe ich sofort den Drang, sie durch etwas anderes zu ersetzen. Stuttgart ist nicht mein zu Hause, nicht meine Heimat, nicht meine erste Liebe. Alle Gefühle, die man mit Heimat verbindet (Ursprünglichkeit. Sehnsucht. Wohlfühlen. Dahingehören und Vondortkommen), treffen auf mich und Stuttgart einfach nicht zu, werden es vermutlich niemals.

Stuggibuggi ist mein Geburtsort. Ich wurde dort auf die Welt losgelassen, oder man hat die Welt auf mich losgelassen. Und ich bin dort geblieben, bis es mich 2010 so weit wie möglich weggezogen hat. Ans andere Ende Deutschlands. Nach Bremen.
In Stuttgart bin ich eigentlich nie gerne gewesen. Behaupte ich jetzt einfach mal so, wenn ich so zurückblicke. Ich glaube, als Kind und Teenager macht man sich einfach keine Gedanken darüber, ob man lieber in einer anderen Stadt leben möchte. Bei mir kam relativ schnell der Drang auf, dass ich in Köln wohnen und leben möchte. Das fand ich echt gut, diese Vorstellung. Ich blieb in Stuttgart. Meine Zeit war nicht so dolle, wie sie hätte sein können. Meine Freundschaften sprunghaft und unausgeglichen. Ich konnte persönich nicht gerade überzeugen, weder Freunde noch Familie. Mit mir hat es keiner so richtig leicht gehabt und ich am wenigsten.  Das ist übrigens gänzlich anders, seit dem ich im wunderschönen Norden wohne.

Jedenfalls, es zieht mich wirklich nicht zurück. Schon der Gedanke an "ich muss nach Stuttgart" bewirkt bei mir ein "was kann ich alles machen, um aus Stuttgart raus zu kommen?". Doch meine liebe Familie lebt dort, und so tut man als Kind und Schwester seine Pflicht und kommt der Familie auch mal entgegen, anstatt immer zu erwarten, dass sie gefälligst in den viel schöneren Norden kommen. Ein paar wenige Freunde in Stuttgart sind mir auch noch geblieben. Das sind die wirklich guten, weil sie irgendwie alles überdauert haben. Oder weil sie neu dazu gekommen sind.

Nun war ich also doch wieder in der Stadt, in die ich eigentlich nicht mehr gehen möchte. Sie ist schon ganz schön, man kann viel machen. Lohnt sich auf jeden Fall für einen Mehrtagestrip, und das meine ich ehrlich und ernst. 10 Tage war ich da, und wenn ich zurückblicke, ist schon wieder alles ziemlich verschwommen. Ostern ist ja auch schon wieder eine ganze Weile her. Ich habe liebe Freunde getroffen, gekocht, gegessen und erstaunlich wenig getrunken. Ich war wild tanzen, noch wilder tanzen, und ganz schön viel am rumhängen. Ich habe geshoppt bis zum umfallen, war im Märchengarten und in der Sauna. Ich habe gekocht und gekocht und gegessen und gegessen.
Die Zeit ist relativ schnell rumgegangen, die negativen Gedanken sind weggeblieben, neue und schöne Erinnerungen sind dazu gekommen. Naja, verschwommen ;)

Ich kann festhalten: Stuttgart, naja. Geht alle hin da, aber lasst mich in meinem wunderschönen Hamburg bleiben, ja? Stuttgart und ich, wir werden einfach keine Freunde.

Übrigens: Ich bin schon wieder viel unterwegs. Ich war in Leipzig und bin in Cuxhaven. Ich bin vor allem viel im Büro, da die Saison ja einfach wieder losgeht. Bald bin ich dann bei Rock am Ring und beim Hurricane. Zwischendurch hatte ich Besuch aus London und aus Bremen. Die Welt kommt zu mir, solange ich nicht zu ihr kann. Ich habe meinen Winterurlaub gebucht. Oder besser, die Flüge. Nach Sri Lanka wird es gehen, 3,5 Wochen mit dem Rucksack. Abenteuer. Ich will raus in die Welt, dringend.

Mittwoch, 25. März 2015

Fernweh

Mein Herz ist auf Reisen. Rund um die Uhr. Ich kann an nichts anderes mehr denken, als nicht hier zu sein.

Naja, das ist gelogen. Kann ich schon. An meine Freunde, meine Arbeit. Das übliche.

Dennoch kreisen meine Gedanken ständig und immer wieder an die Orte, an denen ich sein könnte und möchte, an denen ich schon war und noch unbedingt hin möchte. Ganz aktuell (danke, Max): Sri Lanka. Natürlich Uganda, das wunderschöne Land, von dem ich gefühlt viel zu wenig gesehen habe. Und: Schweden. Ich vermisse Schweden. Meine Zeit dort, die Menschen und Freunde. Die Natur und die Städte. Schweden fehlt mir so unglaublich. Ich schwelge in Erinnerungen, gucke mir Fotos an, und plane. Oder tue so, als würde ich planen. Oder plane wirklich. Wer weiß das schon. Ich nicht.

Ab Freitag hab ich "Urlaub". In Anführungszeichen deswegen, weil es nach Stuttgart geht, und das immer nur so bedingt Urlaub ist. Außerdem, weil einfach viel Arbeit angesagt ist, der Laptop mit kommt, und ich hart kämpfen muss, damit ich abschalten kann, um dann doch einmal am Tag den Laptop einzuschalten.
Jedenfalls geht es 1,5 Wochen bis zum Ostermontag in den Süden. Es sind ein paar schöne Programmpunkte geplant: Ich sehe direkt am Freitag meine Mädels wieder und es gibt lecker Cocktails. Ein bisschen Touri-Programm muss sein, denn in Stuttgart hat sich angeblich ganz schön viel verändert. Ich seh meine Melli mal wieder, seit bestimmt drei oder vier Jahren mal wieder. Und überhaupt, ja, ich freue mich, ein bisschen ;)

Ich hoffe, dass ich die alten Geister vertreiben kann, die mich sonst immer verfolgen. Falls nicht, wird der Urlaub in Stuttgart abgebrochen und ich fliehe. Prag soll auch ganz schön sein, und Paris. Das ist in der Tat ja gar nicht so weit weg und der TGV fährt da ja auch rüber. Nich?

Jedenfalls: Das Fernweh bleibt. Ich will raus und die Welt entdecken. Ich werde wagemutig und freue mich, dass ich so liebe Menschen um mich rum habe, die mich darin bekräftigen und unterstützen. Ich herze euch.

Nach dem "Urlaub"-Urlaub gibt es neue Berichte, hoffe ich. Und dann geht der Alltagswahnsinn weiter. Solange: An Schweden denken. Norwegen. Schweden. Hach.

Donnerstag, 19. März 2015

We love Youganda!


Ich habe hundertfünfundachtzig verschiedene Anfänge für diesen Post in meinem Kopf, dreimal so viele Gefühle und weißgott wie viele Anläufe gestartet.
Letztlich habe ich festgestellt: Es gibt keinen Weg für mich, euch meine Erfahrungen so zu beschreiben, dass ich ihnen auch nur ansatzweise gerecht werde. Daher habe ich mich entschlossen, darüber zu schreiben, was "Uganda" mit mir gemacht hat, was mich nachhaltig beeinflusst hat, meine Sichtweise verändert hat. Wann ich an die Menschen denke, die ich kennen gelernt habe und warum ich finde, dass "wir" eine Verantwortung tragen, der sich all zu wenige bewusst sind und noch weniger sich dafür einsetzen.

Ich denke viel zu selten an das, was ich erlebt habe. Jeder Tag, der vergeht, ist ein Tag, an dem ich das Gefühl habe mehr zu vergessen. Ich möchte meine Erfahrungen, Erlebnisse und Erkenntnisse nicht verlieren! So eine subtile "Angst" hatte ich noch nie, doch das Ganze war einfach zu eindrucksvoll und zu wichtig, um es einfach wieder so an mir vorbeiziehen zu lassen. Ich arbeite dagegen an: Ich informiere mich, ganz platt ausgedrückt, "was auf der Welt passiert". Das klingt stumpf, wirklich. Doch ich war vorher nicht gerade die Art Mensch, die die Augen auf hat. Ich habe eher weggeguckt, weil hingucken oft erschreckend ist. In Uganda habe ich gelernt, wie schön hingucken ist, und wie viel schöner es ist, etwas gemeinsam zu leisten. Es ist egal, ob das Wohltätigkeit betrifft oder privates, den Job oder die Familie. Zusammensein, Gemeinschaft. Ich finde das gerade wieder, oder: erstmals. Auf Gemeinschaft im Großen habe ich bisher nie wert gelegt, meine Familie kam definitv eher zu kurz und an sich bin ich eher jemand, der alleine sehr gut und gerne klar kommt. Es ist nicht so, dass ich mein Wesen geändert hätte, oder das vorhabe - geht das überhaupt? Es ist eher so, dass sich mein Fokus zusätzlich auf etwas anderes richtet. Anders als vorher. Es ist schwierig, das in Worte zu fassen.

Es ist komisch, Menschen, mit denen ich so eine intensive Zeit erlebt habe, nicht einfach wieder sehen zu können. Selbst unsere Reisegruppe ist verstreut. Ok, verhältnismäßig einfach zu erreichen. Im Vergleich zu den lieben neuen Freunden in den Städten Ugandas. Mal kurz rüberfliegen ist halt auch ein Aufwand. Ich ertappe mich immer wieder dabei, wie ich überlege, wann ich genug Geld für den nächsten Flug zusammen habe. Und manchmal denke ich, wie schön es wäre, sich mit dem ein oder der anderen einfach mal abends auf ein Getränk zu treffen, ganz unkompliziert. Die Ungerechtigkeit, dass diese Menschen, die aus Uganda kommen, nicht einfach nach Deutschland oder Europa im Allgemeinen reisen können, beschäftigt mich sehr. Mir war einfach nich bewusst, wie kompliziert, nervenaufreibend und meistens erfolglos es ist. Klar, wusste ich das "irgendwie", aber ich habe halt weggeguckt. Wie schade es ist, dass ich meine Freunde nicht einfach zu Ostern einladen kann, um ihnen mein Leben zu zeigen.

Die Leben unterscheiden sich wirklich, es sind verschiedene Welten. Hamburg, Kampala, und die Projektdörfer. In letzteren herrscht tatsächlich noch eine ganz andere Hierarchie, wie ich es naiver Weise nie gedacht hätte, dass es das noch gibt. Die Männer sitzen auf der Bank, die Frauen dahinter auf dem Boden. Beim Essen gibt es eine strikte Reihenfolge und die Kids kommen zuletzt dran. In Kampala herrscht ein einziges riesiges Verkehrschaos, das lebensgefährlich sein muss, und dennoch folgen alle irgendwie den gleichen unausgesprochenen Regeln. Überall am Wegrand stehen die gelben 20l-Wasserkanister.

Water is life. "Uns" Europäern fällt es leicht, einen Trinkwasserzugang für Menschen in Uganda zu finanzieren. Sollte es zumindest. Würden 10.000 Menschen einmalig 1 Euro spenden, würde das mehrere Communities im ugandischen Wildlife von Nutzen sein und viele Leben so viel einfacher gestalten. Leider sind sich dessen hier zu wenige bewusst. Auch ich habe bisher, bis auf die obligatorische Pfandbecherabgabe bei Festivals, kaum einen Beitrag dazu geleistet. Das wird sich in Zukunft ändern und ein Spendenauftrag eingerichtet. 5 Euro im Monat tun mir nämlich nicht weh, und können woanders so viel bewegen.
Mein Umgang mit Wasser ist übrigens tatsächlich anders geworden. Das fängt damit an, dass ich mir jedes mal, wenn ich Wasser trinke, benutze, darüber im Klaren bin, dass mir das leicht fällt. Dass ich es gerne mache. Und dass ich mir recht sicher bin, dass ich ohne diese Leichtigkeit auf jeden Fall Schwierigkeiten hätte. Ich bin sparsamer geworden, beim Kochen, (Ab)Waschen. Ich habe ein Bewusstsein dafür entwickelt. Und achte darauf, wie andere damit umgehen. Erschreckend, teilweise. It's all about awareness. Auch in Deutschland könnte man viel Entwicklungsarbeit leisten.

Apropos Entwicklungsarbeit: Schon mal darüber nachgedacht, selbst aktiv zu werden? Ich jetzt schon. Mein Job - und ich liebe ihn, und jeder der mich arbeiten sieht und kennt, weiß das - fühlt sich doch recht unbedeutend an. Ganz ehrlich, er ist das auch. Irgendwie. Er ist für mich bedeutend, ich hätte gerne, dass er auch für andere Menschen bedeutend wird. Ein bisschen mehr Awareness schaffen, weitergeben. Ich kann mir nicht vorstellen, selbst in Lira zu sein und Tag für Tag die Arbeit zu leisten, die die Welthungerhilfe dort schafft. Wirklich nicht. Aber: Ich kann mir vorstellen, etwas zu tun. Das habe ich inzwischen im Hinterkopf.

Nicht nur beruflich. Auch privat. Wenn mich jemand fragt, ob ich wieder in Deutschland angekommen bin, kann ich nicht so richtig antworten. Ja, ich bin froh, meinen Standard, Luxus, wieder zu haben. Ich habe Hamburg vermisst, lautes Musik hören und meine Freunde. Ich bin im Alltagswahnsinn wieder angekommen, schneller als mir recht ist, kann gar nicht sagen, was ich die letzten Wochen gemacht habe, obwohl sie so unglaublich voll sind. Ich bin wieder hier, ja.
Aber mein Herz ist in Uganda. In Kampala, in Lira, in den Projektdörfern, im Rhino-Park. Mein Herz ist beim Tanzen, und getanzt wurde viel und intensiv. Mit den Dorfbewohnern, traditioniell zu Musik, die ich noch nie vorher gehört habe. Und letztlich Samstagnacht mit ein paar Bier intus. Da habe ich mit Ro getanzt, einem ugandischen Künstler. Ich bin mir sicher, würde ich hier in Deutschland so tanzen, wir wären eine Attraktion gewesen. In Kampala ist es normal. Es hat mich langfristig beeindruckt, es hat so unglaublich viel Spaß gemacht, es war pure Lebensfreude und Energie. Und ich finde es schade, dass ich nicht einfach jedes Wochenende so tanzen kann. Daran denke ich jedens Mal, wenn ich tanze. Irgendwann wieder, irgendwann.

WE LOVE YOUGANDA. Ehrlich.

Tolle, emotionale und toll geschriebene Reiseberichte von unserer Projektreise nach Kampala / Lira / Moroto findet ihr hier:

http://www.welthungerhilfe.de/blog/we-love-youganda-johannes-berichtet/
http://www.vivaconagua.org/index.htm?post&id=2159
http://vivaconagua.org/index.htm?post&id=2163

Informationen, zu den Projekten und der Arbeit von Viva con Agua de St. Pauli:
http://www.vivaconagua.org/


DANKE! Viva con Agua, für die tollen Projekte, das Durchhaltevermögen und den Ehrgeiz weiter zu machen und etwas zu bewegen, namentlich Ansgar, Michael und Benji.
DANKE! an die "Reisegruppe". Ihr wart der hammer.
DANKE! my new friends far away. Take care and hope to see you really soon!
DANKE! natürlich meinen Chefs, für die Möglichkeit, an der Reise teilzunehmen .

Samstag, 31. Januar 2015

London calling!

Es ist wieder soweit. Ich bin wieder unterwegs! Zumindest, solange es mein Portmonnaie als auch meine freien Tage zulassen. Ich habe es ehrlich vermisst, raus zu kommen, andere Luft zu schnuppern, neue Leute zu treffen und mein Leben hinter mir zu lassen.

Der erste Trip des Jahres trieb mich nach London. Die Idee stand schon etwas länger, gebucht wurde dann recht spontan zwei Wochen vor Abreise. 3 kurze Tage London, mit meiner Reisebegleitung Fabi, Unterkunft bei Anne (sie habe ich auf meinem Interrail Trip im Januar 2014 kennen gelernt) und einem geplanten nächtlichen Biertrinken mit Jonathan. Aber dazu später, beginnen wir am Anfang.

Wer denkt, es ist eine kluge Idee, morgens um 7.30 Uhr loszufliegen, hat nicht kalkuliert, dass man dafür so gegen 4 Uhr morgens aufstehen muss, um pünktlich im Flieger sitzen zu können. Hat soweit abergeklappt, mit viel Kaffee und so. Naja, nicht genug Kaffee anscheinend: Ich saß dann doch am falschen Gate und da ist mir kurzfristig das Herz tief in die Hose gerutscht. Zum Glück ist es mir rechtzeitig aufgefallen und so bin ich dann also doch irgendwie nach London gekommen (ganz ohne panisch durch den Flughafen rennen zu müssen).



London-Heathrow ist schon irgendwie ziemlich groß. Trozudem haben Fabi, der aus Stuttgart geflogen kam, und ich es irgendwie geschafft, an der Border Control nur zwei Reihen voneinander entfernt zu stehen. Gesehen hat er mich trotzdem nicht ;) Whatever, nach der Passkontrolle ein stürmisches Wiedersehen, wirklich realisiert haben wir beide nicht, dass wir in London sind. Planlos, wie wir sind, sind wir erstmal los. Wir machen uns vorher nie einen Plan. Pläne funktionieren nicht und haben Lücken. Daher haben wir meistens einfach nur ein paar Ideen, wenn überhaupt. Und dann gucken wir, was draus wird.

Was London betrifft, hatten wir nicht mal wirklich eine Idee. Es gab drei Ziele: 1. Anne am Freitag m 17.30 treffen. 2. Jonathan am Samstag um 21.00 Uhr treffen 3. Flieger am Sonntagmittag nach Hamburg nehmen.

So kam es, dass wir noch nicht mal wussten, wie wir am besten nach London, also in die Innenstadt kommen. Nach einigem Hin und Her entschieden wir uns für den Heathrow Express. Hat dann statt Express genauso lange gebraucht wie die Subway, aber das dreifache gekostet. Nicht nachmachen!
Wir sind bis Paddington gefahren, sind dort ausgestiegen und erstmal sowas wie verlorengegangen. Trotz am Flughafen mitgenommenem Stadtplan fehlte uns irgendwie die Orientierung. Nach ein paar Runden im Kreis und viel Verwirrung auf Grund der geänderten Verkehrslage haben wir es schließlich in den Hyde Park geschafft. Bei strahlendem Sonnenschein sind wir gemütlich durch den Park bis zum Buckingham Palace, haben uns dort erschreckend gelangweilt, sind weiter Richtung Westminster Abby und Big Ben bis hin zum London Eye und haben quasi in kurzer Zeit erstmal alles touristische mitgenommen, was geht. Am London Eye haben wir uns kurzfristig dazu entschlossen, ein 3er Ticket für London Eye, Madam Tussauds und den London Dungeon zu kaufen. Gesagt, getan. Wer geht schon nach London, um Geld zu sparen!






Ich fand den London Dungeon super! Eine schöne Mischung aus Geisterbahn, geschichtlichen Informationen, Spannung und viel Spaß. Rund 1,5h waren wir beschäftigt und wurden von Schauspielern durch die Räume geführt. In jedem wurden andere Gruselgeschichten erzählt, natürlich auch mit Jack The Ripper und Sweeny Todd. Fabi musste als Versuchskaninchen für Folterinstrumente herhalten :D Zu schade, dass ich davon keine Fotos gemacht habe!

Im Anschluss gab es super leckeres Essen in der All Bar One um die Ecke. Sehr geselliger Laden, tolle Getränke und yummi Lunch. Dort konnten wir feststellen, dass die Londoner ziemlich trinkfreudig sind, und das bereits vor vier! Wir haben uns mit unserer aufkommenden Trinkfreude noch zurückgehalten, denn wir sind direkt weiter zu Madam Tussauds, schön ein paar Fotos mit jeglichen Abbildern knipsen. Hat Spaß gemacht, muss man aber auch nicht uuunbedingt zwangsläufig tun. Wir hatten Glück, denn Freitagmittag war da noch nicht soo voll.






Im Anschluss haben wir uns direkt mit Anne getroffen, Wiedersehensfreude! Seit einem Jahr nur sporadisch hin und her geschrieben und nun mal wieder Live und in Farbe miteinander. Nach einem Jahr gibt es viel zu erzählen und so haben wir auf dem Weg zu ihrer WG und unserer Unterkunft für die nächsten zwei Nächte viel geschnackt. Abends ging es zusammen mit ihrer Mitbewohnerin auf Typically British Food-Suche. Gar nicht so einfach! Nach einer 3/4 Stunde haben wir dann doch noch einen English Pub gefunden, der nicht überfüllt war. Es gab leider nicht so richtig viel was veganes zu essen, aber der Brokkoli und die Pommes waren lecker ;) Und der Cider umso mehr.

Nach einem kurzen und kurzweiligen Abend ging es am nächsten Morgen schon wieder früh los, man will ja was sehen von der Stadt! Also: London Tower, Tower Bridge, Monument (--> 311 Stufen für 4 Pound und einen tollen Ausblick, die günstigere und schönere Variante zum London Eye!), London Bridge, Borough Market (Mein Lieblingsplatz, SOOOO viel Essen und Essen und Essen!), Dann an der Themse entlang, und immer so weiter. Traumhaft! Viele Straßenkünstler haben wir gesehen, die musiziert und getanzt oder Sandburgen gebaut haben. Nach einer Runde London Eye (30 Minuten warten, 20 Minuten Fahrt im Warmen, die Aussicht ist wirklich gut, aber das Monument tuts halt auch!) ging es wieder in die All Bar One. Endlich trinken! ;)






Um das Touri-Programm zu vervollständigen, haben wir uns noch Picadilly Circus und Oxford Street gegeben. Wirklich nicht mein Fall! Und dabei haben wir noch nicht mal die volle Breite abgekriegt, weil an irgendeinem Wochenende im Januar halt noch nicht mal so viele Touristen da sind. Mir waren es trotzdem schon zu viele Leute an einem Ort. Spontan haben wir uns dazu entschlossen, dem Hard Rock Cafe einen Besuch abzustatten. Die 1,5 Stunden Wartezeit haben uns erstmal nicht abgeschreckt, wir sind zum Warten einfach um die Ecke in einen Pub - und dort letztlich auch geblieben! Hier bin ich auf den Geschmack gekommen und bin ab jetzt Fan des Ginger Beers! Lecker!

Um 21 Uhr haben wir uns dann mit Jonathan und seiner Freundin Damaris am Trafalgar Square getroffen. Jonathan sehe ich sonst auch nur einmal im Jahr beim Deichbrand, und entsprechend erfrischend war es, ihn mal außerhalb des Festival- und Arbeitstroubels zu sehen. Planlos sind wir quasi in die erstbeste Bar gestolpert. "Half way to heaven" - Moment, irgendwas ist da doch falsch!
Naja, war dann ein Gay-Pub, wir drei Mädels fanden es erfrischend und angenehm, die Jungs fühlten sich doch eher unwohl. Egal, da mussten sie durch, was haben sie denn immer nur, die Kerle?! Wir haben uns köstlich unterhalten und amüsiert, vor allem, das Fabi uns seine Big Love Story erzählt hat und das seeehr humorvoll. Irgendwann sind wir dann nochmal weiter gezogen in einen anderen Pub irgendwo auf der anderen Seite des Flusses. Da ging es wieder lustig weiter. Und der Alkohol hat auch wieder geschmeckt!




Auf den Rückweg zu Anne haben wir uns zu Fuß gemacht und das nächtliche, quasi ausgestorbene London erkundet. Das sah schon auch schön aus. Anne und ich waren irgendwann verzweifelt auf der Suche nach einer Toilette und trafen dabei auf viele abweisende und geradezu unhöfliche Leute, die uns nicht einkehren lassen wollten. Zwischendurch sind wir auf der Klo-Suche auf einer Party der anderen Art gelandet. Wir konnten überhaupt nicht verstehen, warum der Türsteher uns nicht einfach kurz aufs Klo lässt, bis er ganz klar sagte "Look, I can't let you in! It's all men inside, no women! Look!" Und: tadaaaa. Wie ein Rätsel, das sich auflöst, habe ich auf einmal erkannt, dass die hübschen Frauen um uns rum halt keine Frauen waren. Enttäuscht sind wir abgezogen und sind dann einfach in das nächst beste Hotel, ohne zu Fragen. Das hat dann auch funktioniert. Als wir nicht mehr Laufen wollten, haben wir an der Bushaltestelle auf den nächsten Bus gewartet, der in einigen Minuten sein Kommen versprach. Immerhin rechtzeitig ist uns aufgefallen, dass wir auf der falschen Seite gewartet haben. Guten Morgen! :) Also sind wir halt doch weiter gelaufen.

Nach einer halbwegs kurzen Nacht, gab es am nächsten Morgen um 9 Uhr ein real english breakfast. Genug Kalorien für die nächste Woche! Aber halt auch irgendwie lecker. Aber für jeden Tag könnte ich das nicht haben.



Danach ging es dann auch direkt Richtung Flughafen. Diesmal haben wir uns für die Subway-Variante entschieden, die übrigens mit 9 Pound echt wesentlich günstiger ist.
Auf Grund von einigen Subway-Ausfällen wegen Bauarbeiten, hat es dann noch ne Weile gebraucht, bis wir die richtige erwischt haben. Den Terminal haben wir quasi geraten und damit Glück gehabt und Fabi ist auch einfach mal ne Stunde vor mir geflogen. Also hab ich mich noch ne weitere Stunde gelangweilt, bevor auch mein Flieger gegen 15.30 Uhr Richtung Hamburg aufgebrochen ist.

Zurück in Hamburg kann ich zusammenfassen: Ich mag London sehr gerne! Ich kann mir auf jeden Fall vorstellen, auch dort zu leben (Nach Oslo ist das nun die zweite Stadt, bei der ich so denke!). Ich liebe die Internationalität, Englisch zu sprechen und in so ner großen Stadt unterwegs zu sein. Wir haben festgestellt, dass englisch nicht gleich englisch ist (wir haben unser Schulenglisch, Anne kommt aus Kanada und ihre Mitbewohnerinnen aus England) und dass wir alle gleich sind.
London, ich komme wieder!

Der nächste Trip führt mich mit Viva con Agua nach Uganda! Noch 20 Tage, die Impfungen diese Woche haben mich umgehauen und langsam aber sicher bin ich wirklich aufgeregt. Ich werde davon berichten! Stay tuned!